Für eine neue Verkehrspolitik: Radwegschäden unterschiedlicher Kommunen dokumentiert
Ich komme ja viel mit dem Fahrrad herum und habe schon einiges gesehen, was die Qualität der Fahrradwege betrifft (ich träume tagtäglich von den niederländischen Fietspads). Als Motivations-Katalysator für Städteplaner und Aktivisten zeige ich hier ein paar schockierende sowie konstruktive Beispiele verbunden mit der Hoffnung, dass sich mittelfristig die Situation[1] bessert. Da zahlreiche Kommunen aufgrund klammer Kassen auf dem Geld sitzen und von der großen Politik zumeist nicht viel mehr als Absichtserklärungen kommt, nehmen mancherorts empörte Bürger das Zepter in die Hand, wie ich bereits am Beispiel der Arbeitsgemeinschaft Pro Rad Düren[2] dokumentiert habe. Scheinbar sind viele weitere solche Aktionen von nöten, bis die Verkehrswende[3] endlich in die Gänge kommt.
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Radwege im Rhein Kreis Neuss (Foto 1/35)
Schilder: Herzlich Willkommen – rhein kreis neuss[4, 5, 6, 7, 8] und Fahrradfreundlicher Kreis in Nordrhein-Westfalen[9, 10, 11, 12] – Dieses Schild suggeriert Pedalistenglück, befindet sich allerding kurz hinter der Ortsgrenze der für Radfahrer unerträglichen Stadt Mönchengladbach.
Aber es gibt auch positive Beispiele, wie den :terra nova Speedway[13] im stark gebeutelten, aber immer noch erfahrbaren Rheinischen Braunkohlerevier.[14]
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Radwege im Rheinischen Braunkohlerevier (Foto 2/35)
Ein (Licht-)Blick (statt Braunkohle) auf den :terra nova Speedway
Mönchengladbach
Die hier gezeigten Beispiele sind nicht extra ausgewählt, sondern finden sich an nahezu jeder Stelle der Stadt in ähnlicher Form wieder. Mönchengladbach[15, 16, 17, 18, 19, 20] ist für FahrradfahrerInnen eine einzige Zumutung! Trotzdem bietet die Stadt gemeinsam mit der Polizei mit Unfallfrei – sei dabei![21, 22] eine lokale Beschwerdestelle an, um Mängel zu melden und Verbesserungen einzureichen.
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Radwegschäden in Mönchengladbach (Foto 3/35)
Es gibt zahlreiche Stellen, an denen teils über einige Meter die Asphaltdecke fehlt.
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Radwegschäden in Mönchengladbach (Foto 4/35)
An zahlreichen eh schon engen Stellen zwischen Hauswänden, Fußgängerwegen und parkenden Autos muß der/die RadfahrerIn sich noch mit durch Baumwurzeln hochgedrückten Asphaltbeulen herum ärgern.
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Radwegschäden in Mönchengladbach (Foto 5/35)
Ein völlig verwachsener Fahrradweg, der zudem noch als Parkstreifen missbraucht wird. Soll man darüber bzw. darum fliegen?
Essen
In den Randbezirken von Essen[23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30] gibt es ebenfalls einige fahrradunfreundliche Stellen. Zur Verbesserung beteiligt sich die Stadt Essen am bundesweiten Mängelmelder.[31]
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Radwegschäden in Essen (Foto 6/35)
Ein Fahrradweg in Essen mit Wurzelschaden
Grevenbroich
In der Nähe zum Braunkohlekraftwerk befindet sich eine absolut unterirdische Fahrbahn, die den Namen Fahrradweg nicht verdient. Die unzeitgemäße Plattenbauweise mitsamt dem durchdringenden Bewuchs ist an den Steigungsstellen regelrecht gefährlich und erfordert allerhöchste Konzentration. Übrigens wird die Fahrbahn der Autos z.Zt. stellenweise saniert ... Auch für Grevenbroich[32, 33, 34, 35, 36] ist ein Mängelmelder[37] verfügbar.
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Radwegschäden in Grevenbroich (Foto 7/35)
Soll das ein Fahrradweg sein?
Meerbusch
Obwohl meine Heimatstadt[38, 39, 40, 41] nun als 79. Kommune zur Fahrradfreundlichen Stadt erklärt[42] wurde, gibt es einige Kritikpunkte und Verbesserungsvorschläge, aber auch ermutigende Positivbeispiele. Zudem gibt es einen Mängelmelder[43], über den Schäden und Verbesserungswünsche an die Stadt eingereicht werden können.
Siehe dazu meinen Leserbrief Radwege verbessern.
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Radwegschäden in Meerbusch (Foto 8/35)
Seit Jahren ist die Lötterfelder Straße (nur wenige Hundert Meter vom Auszeichnungsschild der Fahrradfreundlichen Stadt entfernt) ein Flickenteppich, der sich nur im Schneckentempo befahren lässt, für RadlerInnen und SkaterInnen hochgradig gefährlich ist und Jahr für Jahr notdürftig ausgebessert, statt einmal grundlegend saniert wird.
Kommentar (Sommer 2021): Wie passt dies zu einer Fahrradfreundlichen Stadt? Und soll so der klimafreundliche Radverkehr[44] attraktiv gemacht werden? Und welches Bild vom vorbildlichen Meerbusch entsteht hierdurch bei Besuchern aus anderen Gemeinden? Rund 5 Jahre nach Auszeichnung der Stadt sowie dem Aufruf Verbesserungsvorschläge einzureichen, könnte und sollte eigentlich mehr passiert sein!
Kommentar 2022/05/25: Bei einem im letzten Frühjahr geführten Telefonat berichtete mir der Bürgermeister[45] Christian Bommers[46, 47, 48, 49, 50, 51], dass die Lötterfelder Straße erfreulicherweise im Jahr 2023 saniert werden soll.
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Radwegschäden in Meerbusch (Foto 9/35)
Der parallel dazu verlaufende, über Dekaden kaputte und stets notdürftig geflickte Hülsenbuschweg ...
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Radwegschäden in Meerbusch (Foto 10/35)
... bekam im Frühjahr 2022 eine neue Straßendecke.
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Radwegschäden in Meerbusch (Foto 11/35)
Sogar im Kern von Büderich[52, 53, 54] (Poststraße), der Zuführung zur Straßenbahn (die um nachhaltigen Verkehr zu fördern eigentlich in gutem Zustand sein sollte), gibt's seit Jahrzehnten eine gefährliche Buckelpiste.
Aktualisierung 2022/05/26: Der im letzten Jahr bemängelte Teil der Poststraße wurde im Frühjahr 2022 erfreulicherweise neu geteert.
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Radwegschäden in Meerbusch (Foto 12/35)
Die neu asphaltierte Poststraße
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Radwegschäden in Meerbusch (Foto 13/35)
Die parallel verlaufende Fontanestraße ist ein noch zu reparierender Flickenteppich.
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Radwegschäden in Meerbusch (Foto 14/35)
Ein positives Beispiel ist der in beide Richtungen befahrbare Fahrradweg in Lank-Latum.[55, 56]
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Radwegschäden in Meerbusch (Foto 15/35)
Inzwischen wurde sogar ein neuer Böhler-Radweg gebaut[57] als Ersatz für eine alte Schotterpiste, der ...
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Radwegschäden in Meerbusch (Foto 16/35)
... obwohl noch nicht fertig, bereits in Beschlag genommen wurde.[58]
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Radwegschäden in Meerbusch (Foto 17/35)
Am Ortseingang von Büderich ist ein zwar beschilderter, von den meist schnell von der Autobahn in den Ort einfahrenden Autofahrern aber wohl kaum wahrzunehmender, Straßenwechsel vorhanden, der visuell (z.B. durch Straßenbemalung) noch stärker hervorgehoben werden müsste.
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Radwegschäden in Meerbusch (Foto 18/35)
An der recht schmalen Römerstraße hält die vorhandene Beschilderung die dauerhaft ignoranten AutofahrerInnen nicht davon ab, mal eben beim Kioskbesuch den gesamten Rad- und Fußweg illegalerweise als Parkplatz zu missbrauchen inkl. der regelmäßigen Beschimpfung von dies kritisierenden PassantInnen. Eine ergänzende Bemalung sowie regelmäßige Kontrollen durch das Ordnungsamt könnten disziplinierend wirken.
Kommentar 2022/05/26: Des weiteren sind noch einige fahrrad- und fußgängerunfreundliche Ampelphasen anzupassen. So betragen die Grünphasen an den Übergängen Römerstraße/Laacher Weg und Düsseldorfer Straße/Deutsches Eck[59] nur wenige Sekunden, während die Autos teilweise noch minutenlang grün haben.
Neuss
Die Stadt Neuss[60, 61, 62, 63, 64, 65] gibt für FahrradfahrerInnen ein heterogenes Bild ab. Aber auch hier können Mängel an die Stadt gemeldet werden.[66]
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Radwege in Neuss (Foto 19/35)
Hier gehört nicht nur das Schild repariert ...
Düren
In der recht gut zugänglichen mittelgroßen Stadt[67, 68, 69] gibt es an mehreren Stellen separate Spuren für RadlerInnen – ein echtes Vorbild für andere Kommunen! Die Stadt nimmt ebenfalls Mängel entgegen.[70] Nach dem tragischen Todesfall im Jahr 2019[71, 72] soll es nun in Düren für Radler sicherer werden.[73] Dennoch ist im Frühjahr 2022 erneut ein Radler zu Tode gekommen[74], zu dessen Gedenken beim kurze Zeit später folgenden Ride of Silence[75] ein weiteres Geisterrad aufgestellt werden musste.[76] Für eine generelle Verbesserung der Verkehrssituation in der Stadt kämpft die Arbeitsgemeinschaft Pro Rad Düren.
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Radwege in Düren (Foto 20/35)
RadlerInnen werden hier endlich als vollwertige VerkehrsteilnehmerInnen wahrgenommen.
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Radwege in Düren (Foto 21/35)
Nach umfangreichen Sanierungemaßnahmen in der Innenstadt dürfen in Düren RadfahrerInnen mehr als nur Abgas schnuppern.
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Radwege in Düren (Foto 22/35)
Ein Showstopper muss dann aber doch noch sein: Hey Leute! Das ist kein Parkstreifen, sondern ein Radweg! Hier könnten regelmäßig gemalte Fahrradsymbole helfen. Zudem ist der Radstreifen zu schmal.
Köln
Auch in der chaotischen verbotenen Stadt[77, 78, 79, 80, 81, 82] gibt es so manch positive Pedalisten-Überraschung. Über das Portal Sag's uns[83] können zudem Mängel an die Stadt Köln eingereicht werden. Ein starker Fürsprecher der Interessen der RadlerInnen ist der RADKOMM e.V. – Kölner Forum Radverkehr[84, 85, 86, 87, 88, 89]
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Radwege in Köln (Foto 23/35)
Statt hinter stinkenden Autos auf die nächste Rotphase zu warten, bekommen RadlerInnen hier eine separate Wartespur an dieser Ampel.
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Radwege in Köln (Foto 24/35)
Diese umgewidmete Fahrradspur steht für eine zeitgemäße Verkehrspolitik.
Düsseldorf
Sogar in der konservativen[90, 91] NRW-Landeshauptstadt[92, 93, 94, 95, 96, 97, 98] tun sich Dinge. Und wenn nicht, dann kann man sich auch hier zu Wort melden![99] Leider gibt es auch hier immer wieder totgefahrene RadfahrerInnen zu beklagen. Zur Verbesserung der Situation der PedalistInnen setzt sich u.a. das Bündnis Moblilitätswende Düsseldorf[100, 101] ein.
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Radwege in Düsseldorf (Foto 25/35)
Es gibt erste Verbesserungen für FahrradfahrerInnen in der ansonsten autolastigen Landeshauptstadt.
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Radwege in Düsseldorf (Foto 26/35)
Als erste Amtshandlung hat der neu designierte Oberbürgermeister[102, 103, 104] Dr. Stephan Keller[105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112] wie angedroht die Umweltspuren eingestampft[113, 114, 115, 116] (der Düsseldorfer Weg zur Fahrrad-Hauptstadt[117, 118, 119, 120]) – dafür allerdings Zone 30-Bereiche[121, 122, 123] eingeführt.
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Radwege in Düsseldorf (Foto 27/35)
Das Verkehrswende-Vorzeigeprojekt Fahrradparkturm[124] verzögert[125, 126, 127] sich.
Krefeld
Als Radler hat man in der Stadt Krefeld[128, 129, 130, 131, 132, 133, 134] wenig Freude. Hier herrscht also noch viel Demonstrations- und Reparaturbedarf.
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Radwege in Köln (Foto 28/35)
Dieser Radwegschaden steht symptomatisch für die gesamte Radverkehrsinfrastruktur in Krefeld.
Kommentar: Sicher ist es einfach, die Nachwirkungen einer jahrzehntelangen verfehlten Städtebauplanung zu kritisieren. In der Intensität aber, mit der über marode Autobahnen und Brücken[135, 136, 137, 138, 139] gestritten wird, sollte nicht minder über kaputte Fahrradwege diskutiert werden – vor allem, wenn wir ernsthaft die politisch postulierte Verkehrswende vollziehen wollen! Immerhin hat man das Problem wohl in Krefeld erkannt (vermutlich aufgrund der miesen Presseberichte[140, 141]) und versucht nun, die Gesamtsituation durch den sich im Bau befindenden Radschnellweg Krefelder Promenade[142, 143, 144, 145, 146, 147] wenigstens stellenweise zu verbessern.
Vorbild Niederlande
Aber es kann auch anders gehen. In den Niederlanden muss man sich als RadfahrerIn nicht dauernd beschimpfen lassen, man würde den Verkehr aufhalten oder man sei dafür verantwortlich, dass es Staus gäbe bzw. das Fahrad würde als Sportgerät angesehen, welches man bitte ausschließlich durch Feld, Flur und Wald fahren solle. Nein, hier werden die RadlerInnen als vollwertige und schützenswerte VerkehrsteilnehmerInnen angesehen!
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Vorbild Niederlande (Foto 29/35)
So kann es auch gehen: eine Fahrradspur am Straßenrad zusätzlich zum separaten Fahrradweg
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Vorbild Niederlande (Foto 30/35)
Undenkbar in der Bundes-Autorepublik Deutschland[148, 149, 150]: Fietsers voorrang
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Vorbild Liederlande (Foto 31/35)
Mit großen und praxistauglichen[151, 152, 153] Fahrradabstellanlagen[154] an verkehrstechnisch sinnvollen Orten (wie z.B. hier an einem Bahnhof zur autofreien Weiterfahrt per Zug) wird der Radverkehr attraktiv gestaltet.
Aktualisierung 2022/05/26: Als kostengünstige, leicht zu genehmigende und sichere Parkmöglichkeit für eine begrenzte Anzahl an Fahrrädern, können an geeigneten Orten leicht sog. Fahrradflundern[155] installiert werden.
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Vorbild Niederlande (Foto 32/35)
Großzügige und zuverlässig abgetrennte Fahrradspuren[156, 157] ermöglichen einen reibungslosen Verkehrsfluß und tragen somit zur Sicherheit ALLER VerkehrsteilnehmerInnen bei.
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Vorbild Niederlande (Foto 33/35)
Zu schnelle AutofahrerInnen werden mit den Drempels[158] zuverlässig ausgebremst.
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Vorbild Niederlande (Foto 34/35)
Und dennoch ist hier nicht alles Gold, was glänzt!
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Vorbild Niederlande (Foto 35/35)
Auch Freiheit hat ihre Grenzen und bedeutet nicht ein vermeintliches Recht auf Willkür.[159] Freiheit bedeutet Verantwortung und endet spätestens dort, wo diese das Leben von anderen Menschen und VerkehrsteilnehmerInnen bedroht. Es ist hinreichend belegt, dass eine Geschwindigkeitbegrenzung zahlreiche Menschenleben rettet[160, 161, 162, 163, 164] – übrigens nicht nur die von RadlerInnen![165, 166, 167]
Kommentar: In Anbetracht der zu erwartenden und gewollten Zunahme an Pedaleuren tun wir gut daran, die Rahmenbedingungen dafür bestmöglich auszugestalten. Es wurde im Zuge der Coronapandemie[168] richtigerweise viel Kraft darin investiert, möglichst jedes Menschenleben zu retten. Es ist dagegen völlig inakzeptabel, dass durch Auto-Lobbyismus und politisch-industrielle Kumpaneien versucht wird, jegliche Verbesserungen der Radinfrastruktur sowie das vorwärtskommen in der Tempolimit-Debatte zu torpedieren.[169, 170, 171, 172, 173]
Fortsetzung folgt (bis zum Vollzug der Verkehrswende ...)