Vortrag und Diskussion von und mit Dr. Friederike Habermann: Von der Marktwirtschaft zur Ecommony
Datum: 2020/02/28 – Themenbereiche: Arbeit und Wirtschaft | Politik
Angesichts der weltweiten Klimakrise[1] ist es dringend notwendig, eingefahrene Strukturen sowohl unseres Wirtschaftssystems als auch unseres gesellschaftlichen Alltagslebens grundsätzlich zu überdenken und zu verändern. Bei der kreativen Suche nach Alternativen darf deshalb auch vor radikalen Lösungsansätzen nicht zurückgeschreckt werden.
Eine Gesellschaft nach Bedürfnissen und Fähigkeiten kommt ohne Geld und sogar ganz ohne Tauschlogik[2, 3, 4] aus, argumentiert Friederike Habermann[5] in ihrem neuen Buch Ausgetauscht! Warum gutes Leben für alle tauschlogikfrei sein muss.[6, 7]
Und in ihrem Buch Ecommony. UmCare zum Miteinander.[8, 9] stellt sie die Frage: Wie könnte ein neues Wirtschaftssystem aussehen[10] und (in den Worten des Zukunftsforschers[11, 12] Jeremy Rifkin[13]) die ökonomische[14, 15, 16, 17] Weltbühne betreten?
Weitere Informationen zu Friedrike Habermann findet ihr auf der Webseite www.keimform.de.[18]
Organisation/Text: Attac Krefeld[19, 20]
Weitestgehend deckungsgleiche Folien des Vortrags aus dem Jahr 2017 findet ihr hier.[21]
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Vortrag und Diskussion von und mit Dr. Friederike Habermann: Von der Marktwirtschaft zur Ecommony (Foto 1/4)
Der Moderator Thomas Friedrichs stellte die Referentin und ihr Buch vor.
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Vortrag und Diskussion von und mit Dr. Friederike Habermann: Von der Marktwirtschaft zur Ecommony (Foto 2/4)
Friederike Habermann hielt ihren Vortrag.
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Vortrag und Diskussion von und mit Dr. Friederike Habermann: Von der Marktwirtschaft zur Ecommony (Audio 1/1)
Der Vortrag (Audio 1/1) [MP3]
Friederike Habermann sprach zu folgenden Themen:
- Ein Ende des Kapitalismus[22, 23, 24, 25] dürfe nicht zu einem Ende des guten Lebens[26] für alle führen.
- Drei Wochen zuvor ist in Kanada die Schienenblockade der Wet'suwet'en[27] und Mohawk gegen die geplante Gaspipeline recht martialisch durch die Polizei geräumt worden[28, 29, 30], was große Solidarität nach sich zog.[31, 32]
- In einer globalisierten[33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40] Welt stellt dies allerdings kein lokales Problem mehr dar und bedarf daher unser aller Unterstützung.
- Weltweit werden jährlich über 200 Umweltaktivisten ermordet.[41, 42, 43]
- Es folgte eine Zusammenfassung der Geschichte der Wirtschaftsgesetze und wie sie von den Machtinhabern bekämpft wurden; und wie der Eigentumsbegriff[44, 45] in die Welt kam um sich im Laufe der Jahrhunderte zu wandeln.
- Konträr dazu stehen Commons[46, 47, 48, 49] und die Allmende.[50, 51] Die daraus folgende Tragik der Allmende[52, 53] mit ihrer Übernutzung von Ressourcen galt als Lehrmeinung bis zur Neuinterpretation[54] durch Elinor Ostrom.[55] Demnach besteht eigentlich eine Tragödie des Marktes.[56]
- Es sei sinnvoll, genauer über die Begriffe Besitz[57, 58, 59, 60] und Arbeit[61, 62, 63] nachzudenken.
- Um funktionierende lokale Wirtschaftssysteme[64, 65] zu zerstören, haben sich Landgrabbing[66, 67, 68, 69, 70, 71] und Steuererhebungen[72, 73, 74] bewährt. Als Folge werden die Menschen in weitere Abhängigkeiten verstrickt. Lokale Wirtschaftssysteme dagegen stärken das Gemeinschaftssystem.
- Die üblicherweise erzählte Geschichte der Tauschwirtschaft ist falsch[75] und führt dazu, dass Produkte unterschiedlich hoch bewertet werden. Als Folge führt dies zu Marktknappheit[76] und Ausschluß von Ressourcen.
Es folgte ein Gedankenaustausch des Publikums darüber, wer wie unter diesem Wirtschaftssystem leidet. Anschließend fuhr Friederike Habermann mit folgenden Gedanken fort:
- Die bestehende Marktlogik und die sich daraus ergebenden Zwänge führen zur Entfremdung des Menschen.[77, 78, 79, 80], was auch zu sozialen Verwerfungen führt.
- Diese Tauschlogik zwingt die Wirtschaft zu wachsen, was Folgen für die Umwelt hat.[81]
- Marktdruck führt zwar zu mehr Produktvielfalt und günstigeren Preisen, aber nicht zu mehr Geld.
- Um noch die Klimaziele[82, 83] zu erreichen, darf die deutsche Wirtschaft gar nicht mehr wachsen[84] und muss aufhören, Produkte nur noch für den Müll zu produzieren.
- Das derzeitige Wirtschaftssystem beutet Menschen und die Natur maximal aus. Auch die gepriesenen Mikrokredite[85, 86] bergen Risiken.[87, 88]
- Commons stammen nicht nur aus der Vergangenheit. Sie sind darüber hinaus zeitgemäß. Und eigentlich müßten in alle Produkte, die durch sie produzierten Umwelt- und Gesundheitsfolgekosten[89, 90] eingepreist werden. Letztendlich produzieren billige Lebensmittel teure Folgekosten[91], u.a. im Gesundheitsbereich.
- Das heutige Wirtschaftssystem produziert sklavenartige Arbeitsbedingungen, wie u.a. Buchautorin Prof. Dr. Evi Hartmann[92, 93] berichtet.[94]
- Es ist dringend geboten, diesen Zustand zu überdenken, wozu Commons einen wichtigen Beitrag liefern können. Ressourcen müssen daher anders verteilt werden und an wirklich vorhandenen Bedürfnissen ausgerichtet werden. Ecommony lässt sich zusammenfassen in den beiden Prinzipien Besitz statt Eigentum[95] und Beitragen statt tauschen.[96, 97] Es ist prinzipiell möglich, alle Güter als Commons zu denken.
- Der Zukunftsforscher und Ökonom Jeremy Rifkin[98] prognostiziert den Rückzug des Kapitalismus.[99] Der Journalist Paul Mason[100, 101] entwirft ein ähnliches postkapitalistisches Szenario.[102]
- Generell bedarf es eines gemeinsamen Tuns, des Commoning[103, 104], was zu einer positiven Abhängigkeit und Freiheit von Eigentum führt.
- Es wurden Beispiele funktionierender Gemeinschaften genannt, von denen einige im Netzwerk Oekonomischer Wandel (NOW)[105] organisiert sind.
Es folgte die angeregte Diskussion mit dem Publikum.
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Vortrag und Diskussion von und mit Dr. Friederike Habermann: Von der Marktwirtschaft zur Ecommony (Foto 3/4)
Nach dem Vortrag diskutierte die Referentin mit den Besuchern.
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Vortrag und Diskussion von und mit Dr. Friederike Habermann: Von der Marktwirtschaft zur Ecommony (Foto 4/4)
Die marx-gerechte[106, 107, 108, 109] Spendendose zur Deckung der Kosten des Abends.