Diskussionsveranstaltung mit Andreas Zumach: Trotz Ukraine-Krieg: Für eine ökologische, militärfreie sowie sozial und global gerechte Zeitenwende!
Datum: 2023/02/24 – Themenbereiche: Energie und Energiewende | Frieden, Krieg, Militär, Waffen | Politik
Zum bedauernswerten 1. Jahrestag[1, 2, 3, 4, 5] des völkerrechtswidrigen[6, 7] Überfalls auf die Ukraine durch Russland[8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21], kam der UNO[22, 23, 24, 25, 26, 27]-Korrespondent[28, 29, 30, 31], Journalist, Buchautor und Publizist Andreas Zumach[32, 33, 34, 35, 36, 37, 38] – der als ein profunder Kenner der politischen Zeitgeschichte und internationaler Beziehungen, ein gefragter Experte ist – als Teil seiner Rundreise Zeitenwende[39, 40, 41, 42, 43, 44] on tour[45] ins Werkhaus[46, 47, 48] am Südbahnhof[49, 50] Krefeld, um über die Hintergründe und Lösungsmöglichkeiten dieses Konflikts zu referieren und zu diskutieren[51, 52] und auszuloten, wie die Weltgemeinschaft – gemeinsam mit Russland – das Weltklima[53, 54, 55] doch noch retten kann.[56, 57, 58, 59]
Die Entscheidung kam mir so bitter vor, wie das Trinken eines Bechers Gift.
(Ruhollah Musawi Ayatollah Chomeini[60, 61, 62, 63, 64] zu den Waffenstillstandsverhandlungen am Ende des 1. Golfkrieg[65, 66, 67, 68], 1988)
Wer die Welt wirklich retten will, diesen kostbaren einzigartigen wunderbaren Planeten, der muss den Hass und den Krieg gründlich verlernen. Wir haben nur diese eine Zukunftsoption.
MdB[69] Antje Vollmer[70, 71, 72, 73, 74] zum Ukraine-Krieg, 2023
Kommentare:
- 2023/04/18: MEGA!!!!!!! Direkt weitergeleitet... 1000 Dank dafür. (Eva)
- 2023/04/18: Lieber Bodo, vielen Dank. Das ist toll, dass du es aufgenommen hast und ich den Vortrag im Nachhinein doch noch hören kann, obwohl ich nicht teilnehmen konnte. (Iris Witt[75, 76, 77, 78], Geschäftsführerin Heinrich Böll Stiftung NRW[79, 80, 81, 82])
- 2023/04/20: Hallo Bodo, toller Bericht, den ich auf der Friedensbündnis-Homepage verlinkt[83] habe. (Ulrich Knur[84])
Hier könnte dein gemailter Kommentar stehen.
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Diskussionsveranstaltung mit Andreas Zumach: Trotz Ukraine-Krieg: Für eine ökologische, militärfreie sowie sozial und global gerechte Zeitenwende! (Foto 1/7)
Ingrid Vogel (Krefelder Friedensbündnis[85]) führte ins Thema ein, begrüßte anwesende besondere Gäste und stellte den Referenten vor.
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Diskussionsveranstaltung mit Andreas Zumach: Trotz Ukraine-Krieg: Für eine ökologische, militärfreie sowie sozial und global gerechte Zeitenwende! (Foto 2/7)
Andreas Zumach bei seinem sehr umfangreichen und dichten Vortrag
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Diskussionsveranstaltung mit Andreas Zumach: Trotz Ukraine-Krieg: Für eine ökologische, militärfreie sowie sozial und global gerechte Zeitenwende! (Audio 1/1)
Die Audioaufzeichnung des Vortrags (Audio 1/1) [MP3]
Andreas Zumach sprach (u.a.) zu folgenden Themen:
- Er bedankte sich für die freundliche Vorstellung und stellte einige verbreitete Missverständnisse über die Friedensbewegung klar, und betonte dass natürlich Russland in diesem Krieg der Aggressor ist und warum es trotzdem des Pazifismus[86, 87, 88, 89] bedarf[90, 91, 92], um diesen Konflikt zu lösen. Dennoch gilt es klar zu stellen, was in den letzten 30 Jahren in den Beziehungen zwischen Russland und den NATO-Staaten[93, 94, 95] schief gelaufen ist.
- Er legte dar, warum der Pazifismus (trotz des Krieges) nicht gescheitert ist – schon alleine, weil er noch nie ernsthaft versucht wurde. Die ständige Diskreditierung des Pazifismus legte er u.a. anhand der Pazifistenverfolgung im 2. Weltkrieg[96, 97] dar.
- Ebenfalls stellte Andreas Zumach klar, warum sich der Slogan Frieden schaffen ohne Waffen[98] (trotz des Krieges) nicht erledigt hat.[99, 100]
- Vorbereitend auf die Fragen zu Waffenlieferungen und diplomatischen Gesprächen, kritisierter er die mediale freiwillige Selbstgleichschaltung[101, 102, 103, 104] und dass KritikerInnen in Talkshows meist zerrissen werden. Dabei ist die Zustimmung der Bevölkerung zu den Waffenlieferungen an die Ukraine keinesfalls so groß[105, 106, 107, 108], wenn auch viele (vor allem jüngere) Menschen verunsichert sind. Er wies darauf hin, dass dies für die jüngere Generation der erste Krieg ist, was ihre Irritation erklärt. Auch erkläre dies, weshalb es so wenig Widerspruch zu den teils problematischen Positionen unerfahrener, jüngerer PolitikerInnen gibt!
- Andreas Zumach nannte mehrere Argumente, warum er Waffenlieferungen ablehnt und warnte zudem vor den von einigen Stimmen formulierten problematischen Kriegszielen, die weit über die Landesverteidigung der Ukraine hinaus gehen. Er erinnerte an die Zurückhaltung von Bundeskanzler Olaf Scholz bzgl. des von der Ukraine geforderten NATO-Beitritts bei der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2022, was der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj strikt ablehnte.[109, 110] Ebenfalls lehnte dieser die Flucht ins Exil ab.[111]
- Er berichtete davon, wie sich durch die erstaunliche Widerstandsfähigkeit der Ukraine, die Kriegsziele sowohl der Kriegsparteien als auch jene der anderen Länder[112, 113, 114, 115] veränderten. Er ergänzte, dass der israelische Ex-Premier Naftali Bennett in einem fast fünfstündigen Interview von seinem Vermittlungsversuch berichtete[116] und beklagte, wie dieser von westlichen Ländern verhindert wurde.[117] (Hinweis: Beim verlinkten Youtube-Video lassen sich automatisch generierte, übersetzte Untertitel einblenden, die zum Verständnis ausreichend sind.)
- Er erwähnte die für eine wirksame Verteidigung zu gering ausfallenden Waffenlieferungen an die Ukraine[118, 119] und ergänzte, dass Russland noch immer die Eskalationsdominanz besitze[120] sowie auch bei der Anzahl der verfügbaren Soldaten die Übermacht hat.[121, 122]
- Andreas Zumach befürchtete vor diesem Hintergrund eine lange Fortdauer des Krieges mitsamt einem Teilsieg von Russland oder den Einsatz von taktischen Atombomben[123, 124] durch das in die Ecke gedrängte Russland. Er ergänzte einige historische Anmerkungen dazu.
- Er erwähnte, dass die Mehrheit der deutschen Bevölkerung für die Aufnahme von Verhandlungen zwischen den Kriegsparteien plädiert[125], räumte aber ein, dass die Ukraine dies selber entscheiden müsse. Ergänzung: Ähnliches lässt sich auch aus anderen Ländern vernehmen, wenn auch (wie am Beispiel Brasilien[126] zu sehen ist) die Friedensforderungen häufig primär wirtschaftlich begründet sein mögen.[127, 128, 129] Es ist allerdings festzustellen, dass der Verteidigungswille der Ukraine immer noch ungebrochen hoch ist[130, 131], während (je nach Quelle) die Zustimmung zu Wladimir Putin und seinem Ukaine-Krieg zwar noch sehr hoch ist[132, 133], aber zunehmend bröckelt.[134, 135, 136] (Hinweis: Weitere Umfragen aus Russland gibt es hier[137] und deutsche Umfrageergebnisse sind dort.[138])
- Andreas Zumach erinnerte an die von ihm beobachteten Verhandlungen am Ende des 1. Golfkriegs[65, 66, 67, 68], die zu ersten wichtigen humanitären Absprachen führten. In ähnlicher Form erhoffe er sich erste Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew.
- Die sich seit den 1990er Jahren kontinuierlich verschlechternden Beziehungen zwischen Russland und den NATO-/EU-Staaten sehe er zu 80% im Verantwortungsbereich des Westens und kritisierte zu geringes westliches Engagement bei der Lösung des Krim-Konfliktes, welches unter der Kontrolle von UNO und OSZE[139, 140, 141, 142, 143, 144] laufen solle. Er schlug eine Autonomie der Krim innerhalb Russlands sowie die Bündnisneutralität der Ukraine[145, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 154, 155] vor.
- Er erinnerte an die Empfehlung des Egon Bahr, Sicherheit in Europa nicht gegen sondern mit Russland zu gestalten[156, 157, 158] sowie die Hinweise von Zbigniew Brzezinski zur Bedeutung der Ukraine für Russland[159, 160, 161] – beide waren ungehörte Prophezeiungen, die sich nun auf bittere Weise bewahrheiten. Ergänzung: In die Kette der Warnungen vor Russland, reihen sich auch die Publikationen des heute sicher kontrovers einzuordnenden[162, 163], im Kontext der Aufarbeitung der historischen russischen Verbrechen[164, 165, 166, 167, 168] aber hochverdienten Literaturnobelpreisträgers und Systemkritikers Alexander Issajewitsch Solschenizyn[169, 170] ein, der nach seiner zwangsweisen Ausbürgerung aus Russland, zeitweise Unterkunft[171, 172] bei Heinrich Böll[173, 174] fand.[175, 176, 177]
- Andreas Zumach kritisierte die neue Hochrüstung der NATO-Staaten, die auf tragische Weise alle (falschen) Befürchtungen von Wladimir Putin[178] bestätigen.
- Recht umfangreich legte er die sehr unterschiedlichen Kriegsinteressen von Russland und China[179, 180, 181, 182, 183] dar.
- Anschließend ging er auf den eurozentrischen Begriff der Zeitenwende und die Doppelstandards des Westens ein[184, 185], die von eigenen Verfehlungen ablenken und die öffentliche Meinung prägen. Zumal Georg W. Bush im Schatten von 9/11 diesen Begriff ebenfalls benutzte, zur Legitimation seines Kriegs gegen den Terror[186] und der Einschränkung der Völkerrechte, der am Ende um einige Größenordnungen mehr und überwiegend zivile Tote, Verletzte und traumatisierte Opfer forderte, als die Anschläge selber.[187, 188, 189] Ergänzung: Fuck you George W. Bush for that! Und jedeR, der/die sich in diesem wie im aktuellen Fall gegen die weitere Eskalation stellt, wird medial niedergerungen, ohne dabei die Option zu bedenken, dass sich die russische Gesellschaft ändern kann/wird.
- Vor dem Hintergrund der Proteste nach dem 2. Tschetschenien-Krieg, mit seinen anschließenden Protesten in Russland[190], äußerte Andreas Zumach seine Befürchtungen darüber, was dieser Krieg in der Ukraine wohl im Denken der russischen Bevölkerung anrichten mag?[191, 192] Massiv kritisierte er den weitestgehenden Abbruch der zivilgesellschaftlichen Beziehungen nach Russland.[193, 194] (Ergänzung: Gerade weil die internationale zwischenmenschliche Kommunikation so schwierig geworden ist, sollte sie dennoch gefördert werden, um die Annäherung wieder zu ermöglichen.[195])
- Dringend forderte er die Neuaufnahme von Gesprächen zu Rüstungskontrolle und Abrüstung[196, 197, 198, 199, 200, 201, 202, 203] ein.
- Abschließend empfahlt er dringend, Russland dabei zu helfen, sich mittelfristig von der fossilen Abhängigkeit[204, 205, 206, 207] zu befreien, hin zu einer ökologischen, nachhaltigen[208, 209, 210] Energiepartnerschaft, weil sonst sämtliche Klimaziele[211, 212] unerreichbar bleiben werden.
Es folgte eine angeregte Diskussion mit dem Publikum, u.a. zu folgenden Themen:
- Andreas Zumach sprach sehr detailliert zur Rolle und Einflussmöglichkeiten der UNO.
- Im nächsten Kommentar ging es um die Motivation von Wladimir Putin, diesen Krieg zu beginnen: Ausgehend von den historischen Traumata der russischen Gesellschaft[213, 214, 215], die bis heute nicht aufgearbeitet sind, führt dies hin zu einer chauvinistischen und militaristischen Politik. Die NATO-Osterweiterung[216, 217, 218] hat diesen Konflikt befeuert (deren angebliches negatives Versprechen bis heute kontrovers diskutiert wird[219]). Dies wurde von Andreas Zumach bestätigt.[220, 221, 222, 223, 224] Wohingehend Michael Gorbatschow jedoch eine gegenteilige Aussage zur russischen Führung tätigte und somit Wladimir Putin zu seiner negativen Einschätzung gelangte[225, 226, 227, 228] – so dass am Ende wohl eine Aussage gegen eine andere Aussage gegenüber steht. Darüber hinaus empfindet Wladimir Putin scheinbar die Demokratie[229, 230, 231] als Bedrohung seiner Macht.[232, 233, 234, 235, 236] Als 3. Punkt geht es Russland wohl darum, den Flottenstützpunkt Sewastopol nicht an die NATO zu verlieren.[237, 238, 239, 240, 241]
- Die nächste Frage betraf die Bedrohung von Russland, durch die stationierten Raketen in Polen[242, 243, 244] und Rumänien.[245, 246]
- Die vielfach getätigte Aussage, dass der Krieg hauptverantwortlich sei für die Zunahme des Welthungers[247, 248, 249, 250, 251, 252], widerlegte er[253], anerkannte aber, dass der Krieg aufgrund der Verhinderung der Getreideexporte, die Situation verschlimmere. Auch andere Preissteigerungen begannen bereits vor dem Krieg, liegen aber doch hauptverantwortlich bei Wladimir Putin. Dennoch befürworte Andreas Zumach explizit nur die aktuellen Wirtschaftssanktionen gegen Russland, auch wenn diese selber teilweise zu weiteren Preissteigerungen führen[254, 255] – andere Sanktionen dagegen schätzt er nicht, weil diese die Zivilgesellschaft bedrohen.
- Andreas Zumach berichtete von seinen Eindrücken der KSZE[256, 257, 258] und wie Wladimir Putin's Geisteshaltung sich im Laufe der Jahre verändert hat.
- Dr. Achim Schmitz[259] erläuterte das Konzept der Sozialen Verteidigung[260, 261, 262, 263] als Alternative zum Militarismus und sprach die mangelnde deutsche politische Unterstützung von Dissidenten und Kriegsdienstverweigerern aus Russland[264, 265, 266, 267] und der Ukraine[268] an. Andreas Zumach unterstützte beide Anregungen und bestätigte einige Erfolge der Sozialen Verteidigung[269] – allerdings müsse diese Technik vorab trainiert werden[270], um in der Praxis zu anwendbar zu sein.
- Anschließend fragte Stephan Hagemes[271, 272, 273, 274, 275, 276], ob das Konzept der Sozialen Verteidigung auch gegen bewaffnete Angriffe aus der Luft helfe könne, was Andreas Zumach als schwierig bis unmöglich verneinte. Aus seinem Erfahrungsschatz heraus, machte er sich allerdings stark für die Blauhelme.[277, 278]
- Abschließend kam die Frage auf nach dem Putin-Hitler-Vergleich[279, 280, 281, 282, 283, 284], welchen Andreas Zumach aber als unangemessen ablehnte.
Ingrid Vogel beendete die Diskussionsrunde, mit dem dringenden Hinweis zur Friedensbildung des Konflikts, auf die Straße zu gehen.
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Diskussionsveranstaltung mit Andreas Zumach: Trotz Ukraine-Krieg: Für eine ökologische, militärfreie sowie sozial und global gerechte Zeitenwende! (Foto 3/7)
Blick in den bis auf den letzten Platz gefüllten Saal mit den Zuhörenden
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Diskussionsveranstaltung mit Andreas Zumach: Trotz Ukraine-Krieg: Für eine ökologische, militärfreie sowie sozial und global gerechte Zeitenwende! (Foto 4/7)
Publikumsfragen (hier von meinem Bruder Achim Schmitz)
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Abschließend gab es großen Applaus
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Anschließende Direktgespräche
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Ausliegende weiterführende Literatur zum Themenkomplex