10. Wir haben es satt!-Demonstration
Datum: 2020/01/18 – Themenbereiche: Arbeit und Wirtschaft | Nahrung und Umwelt | Politik | Tiere und Umwelt
Seit 2011[1] treffen sich alljährlich im Umfeld der mächtig aus der Zeit gefallenen[2] Internationalen Grünen Woche Berlin[3, 4, 5, 6, 7, 8, 9] bundesweit angereiste LandwirtInnen und AktivistInnen in der Bundeshauptstadt, um für eine andere[10, 11] Agrarpolitik[12, 13] zu streiten, die ohne Massentierhaltung[14, 15, 16, 17, 18, 19, 20] auskommt sowie dem Naturschutz[21, 22, 23, 24, 25, 26] und den Arbeitsbedingungen der in der Landwirtschaft Beschäftigten[27, 28, 29] gerecht wird. Ein breit aufgestelltes Bündnis mit thematisch vielfältiger Schwerpunktsetzung[30] mobilisierte und rief zur 10. Wir haben es satt!-Demonstration unter dem diesjährigen Motto Agrarwende anpacken, Klima schützen! auf[31, 32, 33, 34], zu der mehr als 27.000 Protestierende kamen[35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46] und – rund 1½ Jahre nach dem Entstehen der Fridays for Future-Bewegung[47, 48, 49, 50, 51, 52, 53] – dem Thema Klimaschutz im Kontext der ökologischen Landwirtschaft[54, 55, 56, 57] eine erhöhte Aufmerksamkeit widmete (welcher durchaus einige ungewünschte Seiteneffekte haben kann[58, 59]). Vor und nach dem Demonstrationszug – welcher üblicherweise von einem symbolisch wichtigen und eindrucksvollen Zug der (mit hohem persönlichen und finanziellen Einsatz) per Trecker angereisten LandwirtInnen[60] ergänzt wird – durch das Berliner[61, 62, 63] Stadtzentrum, gab es ein dichtes Bühnenprogramm mit spannenden und aufschlussreichen Reden, welches mit einem Auftritt der mitreißenden Berliner Band MAKE A MOVE[64, 65, 66, 67, 68, 69, 70] seinen Abschluss fand.
Abschlusskundgebung
Der zweite Teil des Bühnenprogramms
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 90/152)
Tilmann von Samson (Fridays for Future Halle[71, 72, 73, 74, 75, 76, 77])
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Demonstration: 10. Wir haben es satt!-Demonstration (Audio 15/20)
Tilman von Samson zu den Rahmenbedingungen einer ökologischen Landwirtschaft (Audio 15/20) [MP3]
Tilmann von Samson sprach zu folgenden Themen:
- Er adaptierte den gerade bei der Klimaschutzbewegung bekannten Slogan[78, 79, 80, 81, 82] Hoch mit dem Klimaschutz – Runter mit der Kohle in ähnlicher Weise auf die Landwirtschaft: Hoch mit dem Humus – Runter mit dem CO2[83, 84].
- Er betonte die Rolle der Landwirtschaft bei der Bewältigung der Klimakatastrophe[85, 86, 87, 88] – was gerade im Kontext der dringend zu senkenden Emissionen, eine weitere Herausforderung darstellt.
- Er wies aber auch auf die vorhandenen Potenziale und speziell das Kohlenstoff-Bindungsvermögen der Ackerböden hin, welches den Humusausbau durch eine regenerative Landwirtschaft benötigt.
- Tilmann von Samson nannte einige Anforderungen und erwähnte speziell das System der Agroforstwirtschaft[89, 90, 91, 92, 93, 94], welches bis zu ⅓ der Emissionen kompensieren könnte.
- Er ging auf den dringend nötigen Aspekt der ökonomischen Anreize[95, 96, 97, 98] für die BäuerInnen ein, um überhaupt aktiven Klimaschutz betreiben zu können.
- Weiterhin äußerte er sein Unverständnis dafür, dass die Politik diese Chancen ignoriert und stattdessen Jahr für Jahr in Milliardenhöhe, weiterhin die alte klimatoxische Landwirtschaft subventioniert.[99, 100]
- Er sprach die anstehende diesjährige GAP-Reform[101, 102] an, bei der das Landwirtschaftsministerium bisher komplett versagt hat und er hoffe daher auf den Einfluss des Europäischen Parlaments, um den ökologischen Anforderungen gerecht zu werden.
- Er empfahl, dass die Klimaschutzbewegung und die landwirtschaftlichen AktivistInnen sich verbünden und den Druck auf die Abgeordneten erhöhen müssen.
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 91/152)
Tilo von Donner (Land schafft Verbindung e.V.[103, 104, 105, 106])
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Demonstration: 10. Wir haben es satt!-Demonstration (Audio 16/20)
Tilo von Donner über den nötigen agrarpolitischen Diskurs (Audio 16/20) [MP3]
Tilo von Donner sprach zu folgenden Themen:
- Vorab erwähnte er die sehr unterschiedlichen Standpunkte zur (wirtschaftlichen) Situation der LandwirtInnen und stellte sich und seine (persönlich nicht ganz so kritische) Situation vor sowie legte seine Motivation dar, sich am dringend nötigen agrarpolitischen Veränderungsdiskurs zu beteiligen.
- Er positionierte sich gegen die Spaltung durch die Politik und riet dringend zum konstruktiven Dialog, der wiederum die Politik antreiben müsse.
- Er stellte klar, dass derzeit keine Partei ein zukunftsfähiges Konzept für eine zeitgemäße Landwirtschaft hat, was die Notwendigkeit des gemeinsamen Diskurses aufzeigt.
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 92/152)
Die TreckerfahrerInnen auf der Bühne
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 93/152)
Landwirt Helmut Peters (Demonstrationsteilnehmer seit dem ersten Protest 2011)
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 94/152)
Landwirtin Ortrud Pralle
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 95/152)
Landwirt Volker Woltersdorf
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 96/152)
Landwirtin Elisabeth Fresen[107, 108, 109] (Bundesvorsitzende Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V.[110, 111, 112, 113])
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 97/152)
Die Stimmung auf der Bühne bei den politischen TreckerfahrerInnen war großartig. ...
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 98/152)
... Ok, bei fast Allen! :-)
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Demonstration: 10. Wir haben es satt!-Demonstration (Audio 17/20)
Einige Aussagen der TreckerfahrerInnen (Audio 17/20) [MP3]
Die widerständigen LandwirtInnen sprachen zu folgenden Themen:
- Helmut Peters betonte die Dringlichkeit des Drucks von der Straße, um die gesellschaftliche Wertschätzung der BäuerInnen zu erreichen.
- Ortrud Pralle engagierte sich für die Kooperation von ProduzentInnen und KonsumentInnen ohne Gentechnik[114, 115] und ohne Nachbaugebühren[116] (für patentiertes Saatgut).
- Volker Woltersdorf setzte sich ein für ein Landwirtschaftssystem, welches ermöglicht, dass BäuerInnen miteinander kooperieren können statt gegeneinander zu konkurrieren.
- Elisabeth Fresen dankte dem gesamten Bündnis für das gemeinsam gesetzte starke Zeichen für eine bessere Landwirtschaft.
- Sie betonte die Relevanz der Trecker-Proteste und nannte errungene Erfolge des Widerstands.
- Diese öffentliche Aufmerksamkeit wertete sie als gutes Zeichen und drängte auf eine Änderung der GAP, die derzeit die Gelder nur nach Fläche statt nach gemeinwohlen Dienstleistungen auszahlt.[117] Hinzu kommend forderte sie die faire Entlohnung von LandwirtInnen und bezahlbare Lebensmittelpreise für KonsumentInnen.
- Sie bedankte sich für das Kommunikationsangebot von Land schafft Verbindung, stellte sich gegen die Spaltung der Politik und riet zu Zusammenhalt und Diskurs.
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 99/152)
Hubert Weiger[118, 119, 120, 121, 122] (Gründer und Ehrenpräsident BUND e.V.[123, 124, 125, 126, 127, 128, 129])
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Demonstration: 10. Wir haben es satt!-Demonstration (Audio 18/20)
Hubert Weiger rekapitulierte die BäuerInnen-Proteste, analysierte die aktuelle Situation und blickte in die Zukunft, was zu tun ist (Audio 18/20) [MP3]
Hubert Weiger sprach zu folgenden Themen:
- Er rekapitulierte die Motivation zur Entwicklung der Demonstration vor 10 Jahren, um zu mehr Aufmerksamkeit für die Belange der LandwirtInnen zu gelangen.
- Er betonte die Dringlichkeit einer agrarpolitischen Umsteuerung weg von der Konzentration und der Abwertung der bäuerlichen Leistungen zu RohstofflieferantInnen.
- In dem Kontext kritisierte er deutlich die Abwälzung der Verantwortung[130, 131, 132, 133, 134] auf die KonsumentInnen durch die nationale und internationale Politik, die diese Entwertung der landwirtschaftlichen Arbeit erst hervorgebracht hat.
- Er stellte eine Parallele zwischen der Abnahme der Artenvielfalt[135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142] und dem Höfesterben[143, 144, 145] fest und dass durch politische Fehlentscheidungen 4 Millionen Arbeitsplätze vernichtet wurden.[146]
- Hubert Weiger stellte sich gegen die Spaltung der Agrarministerin und forderte eine modernisierte Landwirtschaft, die allen Beteiligten eine wirtschaftliche Existenz ermöglicht.
- Er lehnte den aktuellen Kurs inkl. des Mercosur[147]-Abkommens ab[148, 149, 150] und warb für Regionalbündnisse, die sich den Großkonzernen entgegenstellen.
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 100/152)
Im Zuge der zunehmenden internationalen Konflikte ist festzustellen: Nationalismus – GIFT für die UMWELT[151] (OMAS GEGEN RECHTS[152, 153, 154, 155, 156, 157])
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 101/152)
Undine Kurth[158, 159, 160] (Deutscher Naturschutzring e.V.[161, 162, 163, 164])
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Demonstration: 10. Wir haben es satt!-Demonstration (Audio 19/20)
Undine Kurth zu den Risiken der Gentechnik (Audio 19/20) [MP3]
Undine Kurth sprach zu folgenden Themen:
- Auch sie stellte sich gegen die Spaltung von ProduzentInnen und KonsumentInnen und entlarvte die alte Gentechnik mit ihren falschen Heilsversprechen[165, 166] als Lüge.
- Sie misstraute ebenso der neuen Gentechnik, die neue Risiken birgt[167, 168, 169, 170] und zudem mangelhaft kontrolliert wird. (Hinweis: Offiziell ist übrigens dazu gegenteiliges zu lesen[171, 172] – wenn auch die geforderten Kontrollen in der Praxis wohl nicht durchführbar sind.[173]) Daher forderte sie entsprechende politische Regularien und forderte explizit die Bundesverbraucherschutzministerin[174, 175, 176, 177, 178] auf, hier im Sinne der (die Gentechnik überwiegend ablehnden[179, 180, 181, 182]) Bevölkerung tätig zu werden.
- Sie wies die Kritik von sich, mit dem Festhalten am Vorsorgeprinzip[183, 184, 185, 186, 187, 188, 189] technik- und fortschrittsfeindlich zu sein.
- Abschließend wies Undine Kurth darauf hin, dass die Risiken der Gentechnik auch ohne Expertenwissen verständlich sind.
- Tanja Busse ergänzte die Warnung des Biologen Guy Reeves[190], der vor der Gentechnik als Einfallstor für Biowaffen warnte.[191, 192]
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 102/152)
Auch die Bienen hatten keinen Bock mehr auf die für sie tödlichen Neonics.[193, 194, 195, 196, 197, 198, 199, 200]
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 103/152)
Frank Meuser[201, 202] (Deutscher Tierschutzbund e.V.[203, 204, 205, 206, 207, 208])
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Demonstration: 10. Wir haben es satt!-Demonstration (Audio 20/20)
Frank Meuser über den Kampf für bessere Nutztier[209]-Haltungsbedingungen (Audio 20/20) [MP3]
Frank Meuser sprach zu folgenden Themen:
- Er legte seinen Unmut bzgl. der unerträglichen Situation des Tierschutzes dar.
- Er rekapitulierte die Anstrengungen und teilweisen Erfolge des Tierschutzbundes zur Verbesserung der Tierschutz-Situation der letzten Jahre.
- Er nannte Details des Ringens um das Verbot der (betäubungslosen) Ferkel-Kastration[210], deren Umsetzung durch den Bundestag verschleppt wurde.[211]
- Außerdem prangerte er die politische Trägheit beim Verbot des Kükentötens[212] an.
- Als aktuellen Skandal prangerte Frank Meuser die geplante Streichung der Gesetzespassage an, die den Schweinen mehr Bewegungsfreiheit im Kastenstand[213, 214, 215, 216] ermöglicht hätte. Daher kündigte er die mögliche Anzeige der Agrarministerin Julia Klöckner an[217], da man hier mit der Signalisierung von Diskussionsbereitschaft wohl nicht mehr weiter kommt.
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 104/152)
Aluhut-TrägerInnen[218, 219] wären hier am falschen Platz.
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 105/152)
Die umfangreiche Danksagung ...
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 106/152)
... an das Demo-Orga-Team
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 107/152)
Das abschließende Konzert von MAKE A MOVE
Weitere Impressionen des Konzerts von MAKE A MOVE findet ihr hier.
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 108/152)
Das offizielle Ende der Veranstaltung
Epilog
Eine abschließende agrarpolitische Vorausschau
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 109/152)
In den Zeiten einer zunehmend instabiler werdenden politischen Weltlage sicher ein zukunftsweisender Aufruf: Mehr Frieden säen
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 110/152)
Jenseits des eigenen Tellerrands gedacht: Farmers for Future[220, 221, 222, 223]
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 111/152)
Die Bereitschaft zur landwirtschaftlichen Verantwortung: Uns ist nicht Wurst was IHR esst!!
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 112/152)
Trotz mancher Differenzen war die Grundüberzeugung des Tages: BAUERN wollen mit NATUR und NACHHALTIG[224, 225, 226] arbeiten – Dafür brauchen wir EINKOMMEN!
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 113/152)
Gegen die Agrarmultis: Saatgut genmanipuliert patentiert abkassiert[227, 228, 229] – MIT UNS NICHT!
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 114/152)
Auch aber eben nicht nur KonsumentInnen-Verantwortung: billig wie nie, dank Agrarindustrie – merke: wenn du kaufst den Mist, du daran auch mit schuldig bist.[230, 231, 232, 233]
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 115/152)
In Wertschätzung der anstrengenden bäuerlichen Renitenz: TRECKERPATIN: DANKE! ZUKUNFTSSTIFTUNG LANDWIRTSCHAFT[234, 235]
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 116/152)
Die jAbL[236, 237, 238] steht ein: Für eine Landwirtschaft ohne[239, 240, 241] Wachstumszwang[242, 243, 244]
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 117/152)
Für eine gerechtere Agrarpolitik: AGRARSUBVENTIONEN SINNVOLL EINSETZEN! und UMWELTLEISTUNGEN DER BAUERN ENTLOHNEN!
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 118/152)
Denn: Butter, Brot & Bier machen wir
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 119/152)
Festzustellen ist aber auch: Alle wollen zurück zur Natur – aber keiner zu Fuß
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 120/152)
Und trotz unterschiedlicher Weltbilder, gab es Lebensrealitäten, die alle beteiligten Akteure gleichermaßen, wohl nicht erleiden wollen müssen!
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10. Wir haben es satt!-Demonstration (Foto 121/152)
Das abschließende Familienfoto der widerständigen BäuerInnen in Berlin